Die literarische Gattung der Briefromane

18. April 2009

Ein Briefroman ist ein Typ des Ich-Romans und setzt sich aus fiktiven Briefen zusammen, die vom Autor selbst verfasst wurden. Allerdings werden diese Briefe innerhalb eines Romans einem oder mehreren ebenfalls fiktiven Protagonisten zugeschrieben. Man unterscheidet daher zwischen monoperspektivischer, eine Brieffolge eines einzigen Verfassers, und multiperspektivischer Struktur, Briefe von mehreren Verfassern. Darüber hinaus enthalten Briefromane meistens noch einen Herausgeber, der in den eigentlichen Roman einleitet, aber selber auch fiktiv ist.

Der Leser wird bei Briefromanen unmittelbar in die Gefühls- und Gedankenwelt der Figuren innerhalb eines Romans geführt und erhält zusätzlich noch ständig ändernde Blickwinkel. Diese Blickwinkel wechseln zwischen dem erzählenden Ich und der Rolle als Beobachter, der also etwas nur optisch wahrgenommen hat.  In den Briefen der Figuren spielt der zeitliche Rückblick eine untergeordnete Rolle, da die Zeitdifferenz zwischen dem Erleben und Erzählen durch das Befinden der Figur in dem Moment aufgehoben wird. Außerdem erhält der Leser auf zwei verschiedenen Wegen Informationen zum Roman, dabei unterscheidet man zwischen impliziter und expliziter Informationsvergabe. Das Lesen der Texte bzw. Briefe ohne jegliche Angaben oder Verständigungshilfen ist implizit, wobei Bemerkungen, Kommentare, etc. vom fiktiven Herausgeber als explizit anzusehen sind.

Erste Briefromane waren bereits im Humanismus zu finden, allerdings erlebt diese Form der Dichtung erst Mitte des 18. Jahrhunderts ihre Blütezeit und etablierte sich bis ins 19. Jahrhundert. Aber auch heute greifen noch einige Autoren auf diese Art von Romanen zurück.

Im Beispiel „Gefährliche Liebschaften“ von Pierre-Ambroise-Francois Choderlos de Laclos geschrieben im Jahre 1782 geht es um die intrigante Marquise de Merteuil, die sich bei ihrem ehemaligen Geliebten Comte de Gercourt rächen möchte und daher einen weiteren ehemaligen Geliebten Vincomte de Valmont dazu anstiftet, die Verlobte Cécile von Comte de Gercourt noch vor der Heirat zu verführen und zu entehren. Für diese Tat verspricht Marquise ihm eine Liebesnacht mit ihr. Vincomte, der eigentlich gerade dabei ist die Präsidentin von Tourvel zu verführen, entjungfert dann zunächst Cécile, da er sich selber damit auch an der Mutter von Cécile Mme de Volanges rächen will.  Nachdem Vincomte dann auch die Präsidentin verführt hat, bringt Marquise ihn wieder dazu ich von ihr zu trennen. Daraufhin verlangt Vincomte, dass Marquise ihr Versprechen hält und ihm eine Liebesnacht schenkt, doch diese bricht das Abkommen wodurch zwischen den beiden ein Krieg ausbricht. Marquise lässt ihren jungen Geliebten Danceny mit Vincomte duellerien, der auch am Ende gewinnt und Vincomte tötet. Doch vor dem Tod Vincomtes kann dieser Danceny noch die Briefe von Marquise und ihm geben, sodass die wahre Geschichte und die Rolle von Marquise ans Licht kommen. Danceny veröffentlicht diese Briefe und daraufhin verlässt Marquise die Stadt, da ihr Ruf zerstört wurde.

 

Quellen:

http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_gat/d_epik/strukt/erzpers/erzpers_7_3_4.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Briefroman

http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_721526301/Briefroman.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Gefährliche_Liebschaften

6 Antworten to “Die literarische Gattung der Briefromane”


  1. […] Gattung des Briefromans wird von anderen Autoren wesentlich ausgereifter umgesetzt (vgl. https://deutschkursd2.wordpress.com/2009/04/18/die-literarische-gattung-der-briefromane/). Liegt es an der herzzereißenden Liebesgeschichte, deren Ende betroffen macht? Oder daran, dass […]


  2. Die meisten Briefromane sind Liebesgeschichten. Oder?


  3. […] Die literarische Gattung der Briefromane […]


  4. Hervorragender Beitrag!

    Nur das literarische Beispiel verkürzter darstellen. 🙂


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